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Thema Home Office.

Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.
1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.
Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.
Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.
Was richtig ist? Beides. Es gibt eben gute Argumente für das Arbeiten zu Hause und auch gute Gründe, besser ins Büro zu gehen. Wir sagen, welche das sind.

1. Weniger Störungen durch Blabla

Zuhause kann man auch mal in Ruhe über Dinge nachdenken.
Zuhause kann man auch mal in Ruhe über Dinge nachdenken.
Foto: bikeriderlondon – shutterstock.com

Ein Leser von faz.net brachte es in seinem Kommentar zu einem Artikel über Telearbeit auf den Punkt: „In unserem Team wird Zeit verschwendet, dass es nur so kracht. Besonders die Geschwätzigen vertun eine Menge Arbeitszeit. Da werden Geschichten erzählt vom Einkaufen, Ehemann, der Mutter und viele andere Dinge, und wer so etwas nicht tut, sondern arbeitet, gilt als teamunfähig und wird schlecht benotet.“
In der Tat: Oft genug halten uns Kollegen mit Geschichten von der Arbeit ab, die wir gar nicht hören wollen. Zu Hause kann man dagegen konzentriert Themen abarbeiten und sich auch mal drei Stunden am Stück in eine Sache versenken.

2. Weniger nutzlose Meetings

Teambuilding läuft im Büro meist nicht so harmonisch ab wie im Sport.
Teambuilding läuft im Büro meist nicht so harmonisch ab wie im Sport.
Foto: wavebreakmedia – shutterstock.com

Wenn wichtige Mitarbeiter prinzipiell am Donnerstag und Freitag nicht da sind, dann gibt es an diesen Tagen jedenfalls keine langatmigen Strategie-Meetings. Und vielleicht führt ja die Tatsache, dass viele Kollegen Heimarbeitsplätze haben, dazu, dass sich die Besprechungen auf das wirklich notwendige Maß reduzieren. Wünschenswert wäre es. Oder kennen Sie jemanden, der sagt, in seiner Firma gebe es zu wenige Meetings?

3. Weniger nerviges Pendeln

Der tägliche Weg zur Arbeit ist eine der größten Quellen von Unglück und Stress überhaupt, wie Untersuchungen gezeigt haben. Eine Zeitarbeitsfirma zum Beispiel hatte bei einer Befragung herausgefunden, dass nur Arbeitslosigkeit oder körperliche Behinderung Menschen noch unglücklicher machen als die Tatsache, dass sie jeden Tag mehrere Kilometer ins Büro pendeln müssen. Mit jeder Minute Pendeln sinkt das Wohlbefinden. Warum also nicht gleich daheim bleiben? Ist ja auch viel besser für die Umwelt.

4. Höhere Motivation

Kontrollzwang und Misstrauen demotivieren. Wer im Home Office sitzt, kann selbstbestimmter Arbeiten oder er empfindet es zumindest so. Das erhöht die Motiviertheit, was dringend nötig ist: Laut einer Gallup-Umfrage haben 24 Prozent aller Mitarbeiter in Deutschland innerlich gekündigt, 61 Prozent machen Dienst nach Vorschrift. Verantwortlich für diese Abgestumpftheit ist laut Gallup in aller Regel der direkte Vorgesetzte. Und den sieht man im Home Office ja nicht …

5. Bessere Work Life Balance

Viele Angestellte mit langen Arbeitstagen beklagen, dass sie „sonst zu nichts kommen“. Will sagen Einkaufen, Wäsche waschen mal das Fahrrad reparieren müssen am Wochenende stattfinden, weil der Betreffende zwischen Montag und Freitag nur zur Arbeit fährt, arbeitet, heimfährt, isst, schläft, aufsteht … etc.
Im Home Office lässt sich zwischendurch mal eine Maschine Buntes anschmeißen oder ein Brot kaufen. Und wer nachmittags lieber mit seiner Tochter spielt, setzt sich eben Abends nochmal zwei Stunden an den Computer. Ganz nach Gusto eben.

6. Geschwächtes Netzwerk

Wer viel Wert auf systematisches Networking legt, sollte regelmäßig ins Büro gehen.
Wer viel Wert auf systematisches Networking legt, sollte regelmäßig ins Büro gehen.
Foto: Rawpixel.com – shutterstock.com

Auf der anderen Seite: Der informelle Büro-Schnack an der Kaffeemaschine hat schon für so manchen Informationsvorsprung gesorgt, der der Karriere höchst zuträglich war. Wer ständig zu Hause ist, kann eben den betrieblichen Flurfunk nicht empfangen. Und zum Beispiel auch nicht rechtzeitig gegensteuern, wenn irgendwas im Busch ist, was den eigenen Interessen zuwiderläuft.

7. Ungenügendes Teambuilding

Sicher, Meetings können nervig sein. Aber viele Ziele sind einfach nur im Team zu erreichen. Und damit sich ein gutes Team bilden kann, muss man sich treffen, sich persönlich kennenlernen, auch um sich einschätzen zu können. Das funktioniert nur zwischen Menschen, die regelmäßig ins Büro kommen.

8. Kontrollverlust

Marissa Mayer, die als Yahoo-Chefin alle zurück in die Firma beorderte, hatte den Verdacht, dass es der eine oder andere mit der Selbstbestimmtheit ein bisserl übertrieb. In dem Sinne, dass er nebenbei eine eigene Firma gegründet und seine Zeit in erster Linie darauf verwendet hatte, parallel dazu aber immer noch jeden Monat Gehalt von Yahoo bezog.
Es ist nicht grundsätzlich verwerflich, wenn Chefs zumindest ungefähr wissen wollen, was ihre Leute den lieben langen Tag so machen. Und das lässt sich natürlich leichter kontrollieren, wenn alle jeden Tag in die Firma kommen.

9. Zu wenig Disziplin

Daheim auf Dauer erfolgreich arbeiten kann nur, wer sich selbst gut organisieren und motivieren kann, wer gut ist in Zeiteinteilung und im Prioritätensetzen. Das ist aber längst nicht allen gegeben. Die Möglichkeit, zwischendurch Wäsche zu waschen oder einzukaufen, verführt eben auch dazu, sich total zu verzetteln und die Selbstkontrolle zu verlieren. Wichtig ist: Wer von sich selbst glaubt, dass er die notwendige Disziplin nicht hat, liegt damit in der Regel richtig.

10. Selbstausbeutung

Die Trennung zwischen Arbeit und Nichtarbeit fällt vielen im Home Office schwer.
Die Trennung zwischen Arbeit und Nichtarbeit fällt vielen im Home Office schwer.
Foto: g-stockstudio – shutterstock.com

Das letzte Argument gegen die Heimarbeit ist aus Arbeitnehmersicht das Wichtigste: Unzählige Menschen, die Daheim arbeiten verlieren den Überblick darüber, wie viel sie arbeiten. Weil sie eine vernünftige Trennung zwischen Arbeiten und Freizeit nicht hinbekommen und ständig im Arbeitsmodus bleiben.
So stellte eine aktuelle Studie des US-Arbeitsministeriums fest, dass angestellte Telearbeiter pro Woche fünf bis sieben Stunden mehr arbeiten als ihre Kollegen im Büro. Telearbeit diene vor allem dazu, die Arbeitszeit zu verlängern.
Die mit Telearbeitsplätzen verbundenen Hoffnungen hätten sich dagegen nicht erfüllt. Im Gegenteil: Konflikte zwischen Job und Familie würden angeheizt, weil Heimarbeiter immer unter dem Druck stünden, Arbeitszeiten auf Kosten der Freizeit zu verlängern.